Bewerbungstraining erleichtert Flüchtlingen den Berufseinstieg
Sie sind Profi-Fußballer, Literaturwissenschaftler, Innenarchitekten und Schweißer – und erst seit kurzer
Zeit in Deutschland: Insgesamt 15 Flüchtlinge aus Braunschweig nahmen an der Bewerbungsberatung der
Volkswagen Financial Services Anfang Mai teil. Gemeinsam mit Auszubildenden und freiwilligen Mitarbeitern stellten sich die jungen Männer den ersten Herausforderungen auf dem Weg in den deutschen Arbeitsmarkt.
„Ich bin 2017 nach Deutschland gekommen. Jetzt möchte ich arbeiten, deswegen bin ich heute hier.“ Jerrymiah Azubike kommt ursprünglich aus Nigeria. Der 22-Jährige ist einer der Teilnehmer des Beratungsprojekts, das Braunschweiger Flüchtlinge in Bewerbungsfragen unterstützt. Jeder von ihnen ist freiwillig hier, alle möchten mehr darüber erfahren, wie sie ihre Qualifikationen in schriftlicher Form und im persönlichen Gespräch am besten vermitteln können. Probleme bereiten dabei nicht nur die formalen Anforderungen, sondern teils auch die fehlenden Sprachkenntnisse, wenn es an das Verfassen
von Motivationsschreiben und Lebenslauf geht. Initiiert von Ausbilderin Kathrin von Kauffmanns, der studentischen Mitarbeiterin Alessandra Pepi und in Zusammenarbeit mit dem Refugium Flüchtlingshilfe e.V., unterstützt das Bewerbungstraining gezielt bei der Vorbereitung auf den Jobeinstieg.
Vom Fußballplatz ins Vorstellungsgespräch
„Wir haben in der Vergangenheit bereits verschiedene Aktionen mit Flüchtlingen veranstaltet – zum Beispiel ein musikalisches Trommelevent und im letzten Jahr auch ein Fußballturnier“, erzählt Kathrin von Kauffmanns. Eine Bewerbungsberatung für Flüchtlinge gibt es in dieser Form allerdings zum ersten Mal. Dass letztlich sogar mehr Teilnehmer kamen, als ursprünglich angemeldet waren, wertet sie als positives Zeichen. „Wir freuen uns,
dass das Angebot so gut aufgenommen wird!“ Die Männer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren stammen unter anderem aus Syrien und dem Irak, dem Sudan, Liberia und Nigeria. Manche von ihnen sind erst seit zwei Monaten hier, andere bereits seit zwei Jahren – dementsprechend unterschiedlich ausgeprägt sind ihre Deutschkenntnisse. Trotz buntem Sprachenmix funktioniert die Kommunikation; beide Seiten sind überrascht, wie gut.
Neddo D. Browne erzählt, wie sehr ihm die Aktion der Volkswagen Financial Services gefalle. „Die Begrüßung war sehr herzlich und die Unterstützung bei der Bewerbung ist eine große Hilfe!“ Beeindruckt sei er zudem von der Größe des Unternehmens gewesen, erzählt der Liberianer und lächelt.
Neuland wagen
In ihrer Heimat haben die Flüchtlinge in den unterschiedlichsten Branchen gearbeitet, teils als Mechaniker in der Industrie, aber auch als Programmierer und Geisteswissenschaftler. Hier in Deutschland seien sie jedoch bereit, auch in neuen Berufen Fuß zu fassen. „Alle sind sehr aufgeschlossen und stellen viele Fragen“, bestätigen die Auszubildenden der Volkswagen Financial Services einstimmig, die den Tag ebenfalls auf freiwilliger Basis begleiten. Während der Erstellung der individuellen Lebensläufe schauen sie den Teilnehmern beratend über die Schulter, beantworten jede Frage und helfen mit Formulierungen aus.
Soziale Qualifikationen stärken
„Wichtig ist nicht nur die fachliche Qualifikation, sondern auch die soziale Kompetenz“, weiß Kathrin von Kauffmanns. Deshalb geht es nach dem Lebenslauftraining und einer gemeinsamen Mittagspause, in der Zeit zum Austausch besteht, auch direkt weiter im Programm: „Wir stellen Bewerbungssituationen in einem Rollenspiel nach. Hier zeigen wir den Teilnehmern, wie man sich im Vorstellungsgespräch von seiner besten Seite zeigt und seine Fähigkeiten richtig präsentiert.“ In kleinen Zweier- und Dreiergruppen wird jetzt geübt: Begrüßung, persönliche Vorstellung und Beweggründe,
sich auf einen Job zu bewerben. Viel Input für die Teilnehmer, der im Gespräch sukzessive erarbeitet wird.
Die Zukunft im Blick
Zum Abschluss des Bewerbungstages gibt es für alle Teilnehmer noch eine vollständige Mappe mit auf den Weg, inklusive individuellem
Anschreiben, Lebenslauf und Foto. Insgesamt ziehen sowohl die Teilnehmer als auch die Betreuenden ein positives Fazit. Auch Kathrin von Kauffmanns schaut optimistisch in die Zukunft: „Gut möglich, dass wir so ein Angebot noch einmal wiederholen.“