"Für mehr Zwischenmenschlichkeit"

09. Dezember 2019

Für ihre Arbeit im ehrenamtlichen Verein „Flüchtlingshilfe Papenteich e.V.“ erhält Martina Behrens von der Initiative STÜTZRÄDER der Volkswagen Financial Services 5.000 Euro.

Der Mittwochabend ist bei Martina Behrens geblockt – ein gesetzter wöchentlicher Termin. Dann ist sie im sogenannten Magazin, den Räumen im ehemaligen Gemeindezentrum in Meine. „Ich werde meistens erstmal von kleinen Kindern überrannt, die sich freuen, mich zu sehen“, sagt Behrens und lacht. „Das ist ein bisschen wie Familie.“ Seit drei Jahren engagiert sich die 51-Jährige in der Flüchtlingshilfe Papenteich. Dort gibt sie unter anderem Deutschunterricht, organisiert Veranstaltungen und sortiert auch mal Spenden, wenn es ihre Zeit zulässt.


2015 ist für Deutschland ein besonderes Jahr. So viele Menschen wie nie zuvor kommen auf der Suche nach Schutz vor Verfolgung und Krieg nach Deutschland. „Die Nachrichten waren voll von dem Thema und ich wollte etwas tun – aber nicht nur Geld oder Kleidung spenden“, sagt Behrens. Als bekannt wird, dass auch ihr Heimatort, die Samtgemeinde Papenteich, Flüchtlinge aufnehmen soll, finden sich rund 80 Bürger zusammen. „Wir haben gemeinsam überlegt, wie wir die Geflüchteten unterstützen können und welche Bedarfe es gibt.“ Schnell entwickeln sich aus der Initiative heraus feste Strukturen wie Paten, ein Café der Begegnung, eine Fahrradwerkstatt und Deutschkurse.

„Am Anfang haben wir viel Deutschunterricht gegeben, denn für die vom Bund geplanten Integrationskurse gab es lange Wartelisten. Und die Geflüchteten haben das Angebot dankend angenommen, weil sie aus ihrem Alltag, der ja keiner war, rauswollten. Sie waren froh, dass ihnen jemand unsere Kultur und Sprache nahegebracht hat.“ Über zwei Jahre lehrt Martina Behrens Deutsch. „Eine Herausforderung“, sagt sie rückblickend. Denn das Sprachniveau innerhalb der Kurse variiert stark. Auch einige Analphabeten befinden sich unter den Geflüchteten und müssen im Unterricht abgeholt werden. „Sprache ist schließlich das Tor zur Kultur“, erklärt Behrens. „Am schönsten war es immer, wenn jemand meine Sprache gelernt und einen Witz gemacht hat.“

Bedarf hat sich verändert

Vor zwei Jahren wird aus der ehrenamtlichen Initiative heraus ein Verein gegründet. „Und ehe ich mich versah, war ich Vorstandsmitglied“, erinnert sie sich mit einem Lächeln. Seitdem hat sich einiges getan. Aus den 16 Gründern sind inzwischen 44 Mitglieder geworden. Darüber hinaus unterstützen 60 Ehrenamtliche die Arbeit des Vereins, manche regelmäßig und andere nur bei besonderem Bedarf   – das Angebot ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Kleider- und Sachspenden werden gesammelt und vergeben, Kurse und Beratungsgespräche angeboten und Veranstaltungen und Vorträge organisiert. „Der Bedarf hat sich gewandelt. Die Geflüchteten möchten einen Job haben oder eine Ausbildung machen. Das Problem ist, dass viele Auszubildende an dem schulischen Anteil scheitern, weil der sprachliche Aufbau selbst mit Level B2 kaum reicht, um den Lehrstoff verstehen und umsetzen zu können.“ Durch ergänzende individuelle Deutschkurse unterstützt der Verein seine Schützlinge bei der Integration in den Arbeitsmarkt. So treffen die ehrenamtlichen Helfer regelmäßig Schüler, um deren Sprachniveau zu verbessern, gemeinsam Bewerbungsunterlagen durchzuschauen oder Bewerbungsgespräche zu simulieren. Auch bei der Anschaffung von Lehrmaterialien unterstützt der Verein, wenn dies finanziell leistbar ist. Die 5.000 Euro der VW FS-Initiative STÜTZRÄDER sind hier eine große Hilfe. Das Geld soll für Nachhilfeangebote und die Bezuschussung von Führerscheinen genutzt werden, um die Chancen der Geflüchteten auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.

„Unsere Hauptarbeit fängt dort an, wo bei der Ausländerbehörde alle bürokratischen Themen wie Asyl und die Wohnraumsuche abgeschlossen sind. Danach beginnt ehrlicherweise auch erst die langfristige Integration.“ Insbesondere das gegenseitige Verständnis der Kulturen ist dafür wichtig. „Integrieren bedeutet ja nicht, alles abzulegen, was einen ausmacht. Aber gut ankommen heißt, sich gegenseitig zu verstehen.“ Immer wieder erschreckt sie, dass der Verein auch auf Ausländerfeindlichkeit stößt. „Die ist nicht weit weg, sondern manchmal direkt am Nachbarstisch. Oftmals entsteht diese Haltung aus Ängsten heraus. Aber das können wir abbauen, indem wir uns als Verein der Gesellschaft öffnen und für Begegnungen sorgen.“

In den letzten Jahren sind für Behrens aus vielen Kontakten Freundschaften entstanden. „Man erfährt auch erst mit der Zeit, wie viel Leid diese Menschen überhaupt durchlebt haben.“ Umso mehr ist sie motiviert, den Geflüchteten das Ankommen so leicht wie möglich zu machen. „Das Thema bewegt mich – es macht etwas mit mir.“ Als Arbeit auf einer zwischenmenschlichen Ebene, beschreibt Behrens ihr Engagement. Gleichzeitig sieht sie darin auch eine gesellschaftliche Verantwortung. „Es geht nicht darum, dass jeder in die Flüchtlingshilfe muss. Es reicht, wenn wir ab und an mal nach links und rechts schauen, unsere Nachbarn begrüßen und signalisieren: Ich nehme dich wahr. Für mehr Zwischenmenschlichkeit.“

Die STÜTZRÄDER-Initiative

Ehrenamtlich tätige Menschen sind das Rückgrat dieser Gesellschaft. Aus diesem Grund unterstützen die Volkswagen Financial Services Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich über das normale Maß hinaus in sozialen Projekten einbringen. Ziel ist es, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und sie aktiv mitzugestalten. Die Initiative STÜTZRÄDER fördert innovative ehrenamtliche Projekte von Mitarbeitern, die einen Bezug zur Region Braunschweig haben. Neben der Unterstützung der "Flüchtlingshilfe Papenteich e.V." wurden im Rahmen des STÜTZRÄDER-Programms unter anderem die Baseballabteilung des SV Lindenberg, die Kinderkrebsfürsorge aus Gifhorn sowie das Zirkusprojekt des Fördervereins für Grundschule KTK & Kita Veltenhof e. V. gefördert.  


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