Auf eigenen Beinen stehen

15. April 2020

Mit dem Seminar „Finanzen – ich hab´s im Griff“ schulen die Volkswagen Financial Services jedes Jahr rund 150 kaufmännische Auszubildende der Volkswagen AG. Das Ziel: den selbstverständlichen Umgang mit den eigenen Finanzen vermitteln.

20 fragende Augenpaare sind auf Janine Müller und ihre Kollegin Tanja Pleil gerichtet. „Wer von euch hat denn schon einmal einen Kredit aufgenommen?“, fragt Müller provokativ in die Runde. Niemand hebt die Hand. „Und wer von euch hat aktuell einen Handyvertrag auf seinen eigenen Namen laufen?“, ergänzt Pleil, wohingegen fast alle Hände nach oben schnellen, „herzlichen Glückwunsch, dann habt ihr gleichzeitig euren ersten Eintrag in der Schufa.“ Die Teilnehmer schauen sich fragend an: Schufa? Die jungen Erwachsenen sind allesamt kaufmännische Auszubildende des Volkswagen Konzerns. Im Rahmen ihrer Ausbildung ist das Seminar „Finanzen – ich hab’s im Griff“ ein Pflichtbaustein. „Und das aus gutem Grund“, sagt Ausbilder Torsten Hermann von der Volkswagen AG, „denn für die meisten ist das ihr erster fester Job, das erste feste Gehalt, das erste Auto und für manche sogar die ersten eigenen vier Wände. Damit kommt auch eine finanzielle Verantwortung auf die Auszubildenden zu, die in der Schule kaum vermittelt wird. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen dieses Thema schon früh in der Ausbildung einzubinden.“

Unterstützt wird die Volkswagen AG dabei von den Volkswagen Financial Services. Für den weltweit größten automobilen Finanzdienstleister ist die ökonomische Grundbildung ein wichtiges Themenfeld im Rahmen seiner Corporate Responsibility-Strategie. Bereits 2013 engagierte sich der Finanzdienstleistungsarm des Volkswagen Konzerns im Rahmen der unternehmensübergreifenden Initiative „My Finance Coach“ und entsendete viele „Finance Coaches“ – ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – an zahlreichen Schulen. Nach dem Auslaufen dieser Initiative im vergangenen Jahr, stellen die Volkswagen Financial Services die genutzten Unterlagen Lehrern und Pädagogen kostenlos per Download zur Verfügung. Darüber hinaus vermitteln die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Direktbank-Bereich den kaufmännischen Auszubildenden der Volkswagen AG bereits seit einigen Jahren finanzielles Grundwissen. Pro Jahr werden so rund 150 Azubis geschult. Normalerweise arbeiten Müller und Pleil als Kundenberaterinnen. Der tagtägliche Umgang mit Konten, Krediten, Versicherungen und Geldanlagen gehört für sie zum Alltagsgeschäft. „Wir möchten die Auszubildenden in die Lage versetzen, sensibel mit ihren Einnahmen und Ausgaben umzugehen, um damit schon früh einer möglichen Verschuldung entgegenzuwirken“, so Müller.

 

Und das aus gutem Grund. Denn Geld ausgeben war noch nie so einfach wie heute. Bargeldloses Bezahlen per App oder per Funk-Chip in der Kreditkarte, Null-Prozent-Finanzierungen, In-App-Käufe und vieles mehr: Mit wenigen Klicks ist der nächste Online-Artikel bestellt – schnell, einfach und zuverlässig. Was gut für die Wirtschaft ist, stellt sich für viele Privathaushalte allerdings häufig als problematisch heraus. Denn die Kehrseite der Medaille ist, dass aktuell rund zehn Prozent der volljährigen Privatpersonen in Deutschland überschuldet sind. Das Problem dabei sind nicht die Schulden selbst, sondern dass diese in einem Missverhältnis zu den Einnahmen stehen. Das heißt, dass diese Personen nicht mehr in der Lage sind ihre Rechnungen dauerhaft zu bezahlen. Es handelt sich um nachhaltige Zahlungsstörungen (Quelle: Statista).

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sollten besonders junge Erwachsene möglichst früh für den Umgang mit Geld sensibilisiert werden. „Allerdings erhalten Jugendliche kaum strukturierte Informationen dazu. Viel ist abhängig vom Elternhaus, oder ob Schulen im Rahmen von Projektwochen das Thema angehen“, betont Pleil. So ist es auch nicht verwunderlich, dass laut dem Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) der zweitwichtigste Punkt für die Jugendverschuldung von 18 bis 24-Jährigen das schlechte Vorbild des Elternhauses ist. Am relevantesten sind aber zu hohe Konsumausgaben. Das bestätigt auch das Statistische Bundesamt. Demnach sind Schulden bei Telekommunikationsunternehmen – vereinfacht gesagt Handyverträge – der häufigste Punkt der Schuldner in dieser Altersgruppe. Zentrale Aussage dabei: Bei den meisten ist eine unwirtschaftliche Haushaltsführung Grund für die Misere.

Aus diesem Grund ist auch das Führen eines simplen Haushaltsbuches das erste zentrale Thema des Seminars. Die Aufgabe für alle Teilnehmer: Anhand von drei Fallbeispielen aufzeigen, ob sich die jeweilige Person die monatliche Leasingrate für einen VW Golf, einen VW Tiguan oder einen VW Arteon leisten kann. Das Resultat: Ein Golf? Geht! Ein Tiguan? Wird langsam enger, ist aber noch machbar! Ein Arteon? Besser noch ein paar Jahre warten, bis das Gehalt noch etwas angewachsen ist! Im Anschluss bekommen alle Teilnehmer noch ein kleines Merkblatt an die Hand. Dort können Sie eine erste grobe Haushaltsrechnung eintragen und ihre monatlichen Einnahmen und Ausgaben gegenüberstellen. Wichtig: Rund zehn Prozent ihres Gehalts sollen die Auszubildenden jeweils für die individuelle Rücklage und die Altersvorsorge zurückhalten.

Auch die Berufsunfähigkeitsversicherung spielt eine große Rolle. „Mit Anfang 20 setzt man sich natürlich ungern mit einer möglichen Berufsunfähigkeit auseinander. Fakt ist aber, dass jeder vierte Deutsche im Laufe seines Lebens berufsunfähig wird. Besonders junge Leute trifft das hart, da sie das gesamte Arbeitsleben noch vor sich haben und die staatliche Unterstützung bei Weitem nicht ausreicht. Hier sollte man früh selber vorsorgen“, sagt Müller. Auch die verschiedenen Kreditarten, die Fallstricke von Bürgschaften und ein kleines Einmaleins der Geldanlage kommen nicht zu kurz. „Selbstverständlich können wir im Rahmen des Seminars keine umfassende Finanzberatung machen. Das ist auch nicht das Ziel. Wichtig ist vielmehr, dass wir den jungen Erwachsenen eine Richtung vorgeben, damit sie ein Gefühl für Finanzthemen entwickeln“ sagt Pleil.

Und die Sache mit der Schufa? „Ihr müsste keine Angst vor einem Schufa-Eintrag haben“, sagt Müller den Teilnehmern. Denn im Endeffekt ist die Schufa ja sowohl für die Banken als auch für die Kreditnehmer gut, da sie beide Parteien vor schlechten Kreditentscheidungen bewahrt. Aber spart dann doch lieber für euren ersten teuren Flatscreen und hebt euch den Schufa-Eintrag für die wirklich wichtigen Dinge im Leben auf.“


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